Das Quartier Elbbrücken wird neben dem Überseequartier das zweite urbane Zentrum der HafenCity Hamburg. Spektakuläre Hochhäuser, Wasserflächen zu drei Seiten und ein großer, zentraler Platz kennzeichnen den hochverdichteten citynahen Geschäftsstandort. Mit seinen engen Wasserbezügen zur Elbe hat das Quartier aber auch große Potenziale als attraktiver Wohnstandort.
Bild: EDGE Elbside links, EDGE Hafencity rechts
Das von Behnisch Architekten geplante neue Bürogebäude EDGE ElbSide setzt Maßstäbe für eine auf das Wohlbefinden und gesundes Arbeiten ausgerichtete Architektur und für nachhaltiges Bauen. Ausgezeichnet wird es durch WELL Gold und das Umweltzeichen HafenCity Platinum. Das energieoptimierte Gebäude wird erneuerbare Energiequellen und Photovoltaik nutzen. Darüber hinaus wird es eine E-Mobilitäts-Infrastruktur anbieten – ein umfassendes Konzept für nachhaltiges Arbeiten und Pendeln. Die smarte Gebäudetechnologie wird eine Vielzahl effizienter und digitaler Lösungen einsetzen, um alles im Gebäude an die tatsächliche Nutzung anzupassen.
Wir von Lagus als Systemhersteller waren bereits ab der Leistungsphase 2 eingebunden, um ein nachhaltiges Wassermanagement mitzukonzipieren, das eine maximale Einsparung von Trinkwasser auf der Basis der Nutzung von Regenwasser und Grauwasser sicherstellt. „The world needs better buildings“ – der Leitspruch vom Projektentwickler Edge für die Gebäude in der HafenCity könnte – in Bezug auf den nachhaltigen Umgang mit Wasser – auch der unsere sein.
Die Ausgangslage
Der erste Schritt bei der Planungsunterstützung ist die Erstellung einer Betriebswasserbilanz. Auf der Basis der abflusswirksamen Flächen, der Anzahl der Nutzenden des Gebäudes und Annahmen zur deren Nutzungsfrequenz von Handwaschbecken, Duschen, WC-Anlagen und dem Bedarf für Bewässerung sowie adiabater Kühlung wird der realisierbare Ertrag dem potenziellen Bedarf gegenübergestellt. Auf dieser Grundlage werden praktikable Varianten des nachhaltigen Umgangs mit Wasser definiert und umfangreich bewertet. Bei der Auswahl der praktikablen Varianten fließen unterschiedlichste Betrachtungsdimensionen ein wie das Budget des Projektentwickelnden, dessen Einstellung zu einer Lebenszyklusbetrachtung und der mögliche Beitrag zur Erreichung eines Zertifizierungsniveaus. Darüber hinaus werden auch sehr geerdete Fragen der Zusammenführung von Regenentwässerungsleitungen, der Platz in Schächten für doppelte Leitungsführungen und der Raum für die Unterbringung von Anlagentechnik betrachtet.
Bei Bürogebäuden im Umfeld des verdichteten Bauens wie in der HafenCity ist es üblich, dass weder das Regenwasser noch das Grauwasser ausschließlich in der Lage ist, einen hohen Grad an Trinkwassereinsparung zu erreichen. Dies war bei EDGE ElbSide auch der Fall, zumal nur ein Teil des Regenwassers des Sockelbaus in das nachhaltige Wassermanagement miteinbezogen werden konnte. Wasserbilanziell konnte jedoch unter Einbezug des Grauwassers aus Duschen und Handwaschbecken eine gute Bedarfsdeckung für die WC-Anlagen und die Bewässerung dargestellt werden. Förderlich dafür war, dass für die WC-Anlagen sehr wassersparende Armaturen verwendet wurden.
Die Lösung
Auf der Basis der Betriebswasserbilanz wurde unter der Berücksichtigung eines regelmäßigen Zuflusses von Grauwasser eine Speichersimulation für die Regenwassernutzung durchgeführt. So entstand die Grundkonfiguration der Grauwasseraufbereitung und der Regenwasserspeicherung. Die Grauwasseraufbereitung wurde auf eine Aufbereitungsleistung von 10 m³/Tag ausgelegt.
Bild: Tanksystem Grauwasseraufbereitung
Bild: Integrierte Plattenmembranfilter als hermetische Hygienesperre
Sobald im Betriebswassertank der Grauwasseraufbereitung ein definierter Wasserstand unterschritten wird, wird aus einem 16 m³ großen Regentanksystem aus gekoppelten 4 m³ Innentanks Regenwasser nachgespeist.
Statt den Notüberlauf der Regenwassertanks zu heben, wurde entschieden, den Zulauf des Regenwassers mit redundant aufgebauten, motorisch betriebenen Absperrklappen füllstandabhängig zu verschließen, wenn ein maximaler Füllstand überschritten wird.
Bild: Zulauf Regenwasser mit zwei motorisch betriebenen Absperrklappen
Die Filterung erfolgt platzsparend innerhalb der Tankanlage. Anfallende Schmutzbestandteile werden zurückgehalten und biologisch abgebaut.
Die Druckerhöhung und die Trinkwassernachspeisung erfolgt über eine kompakte Betriebswasserzentrale. Hierfür wurden vom Planungsbüro zwei Druckstufen mit jeweiligen Betriebspunkten definiert und über die Betriebswasserzentrale abgebildet. Sie umfasst die Druckerhöhung, die komplette Steuerung der Pumpen und der Trinkwassereinspeisung sowie den Einspeisebehälter für das Trinkwasser.
Die bedarfsabhängige An- und Abschaltung der Pumpen erfolgt nach dem Prinzip der Kaskadenschaltung. Die Grundlastpumpen werden über Frequenzumrichter drehzahlgeregelt, um einen minimalen Energieverbrauch und eine optimale Druckkonstanz zu gewährleisten.
Bild: Betriebswasserzentrale Außenansicht
Bild: Betriebswasserzentrale Innenansicht
Von der Bauphase in die Lebensphase
So sah das EDGE ElbSide zur Zeit der Inbetriebnahme Anfang September 2023 aus:
Bild: Außenansicht EDGE ElbSide
Inzwischen dürften die Hauptmieter Vattenfall, KlimaInvest und FAIRFAMILY eingezogen sein. Wir wünschen produktives und gesundes Arbeiten – auch in dem Bewusstsein, dass dieses Gebäude einen besonderen Beitrag zum nachhaltigen Umgang mit Wasser leistet.
Projektentwickler: EDGE, Hamburg
Ausführung: Arge Edge Elbside, Hamburg (Rud. Otto Meyer Technik + Zech)
TGA-Planung bis Leistungsphase 4: IGTech, Hamburg
TGA-Planung ab Leistungsphase 5: Ebert Ingenieure, Berlin
Titelbild: EDGE/Bloomimages